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Telemedizin für die Pflege braucht MUT - bbw Hochschule forscht mit

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Weil es im Land Brandenburg - besonders im ländlichen Raum - schon jetzt einen hohen Altersdurchschnitt gibt und Ärzte eine knappe Ressource sind, bleibt Bund, Landkreisen und Kommunen gar nichts anderes übrig, als zu überlegen, wie die Reichweite der medizinischen Versorgung für Pflegebedürftige erhöht werden kann. Ein Modell für die Umsetzung der telemedizinischen Betreuung von Pflegeheimbewohnenden durch ambulante ÄrztInnen im ländlichen Raum zu schaffen, ist seit Juni 2020 der Auftrag des MUT-Pilotprojekts, für das unsere Hochschule die Gesamtprojektleitung hat. Das Ergebnis des Projektes wird als Handlungsempfehlung für eine bundesweite Verbreitung telemedizinischer Versorgung in ländlichen Pflegeheimen und die Schaffung dafür notwendiger Rahmenbedingungen nutzbar sein.

In den vergangenen sechs Monaten ist es MUT gelungen, telemedizinische Lösungen wie Televisiten in die Arbeitsabläufe der Arztpraxen und Pflegeheime zu integrieren. Um die Ergebnisse der ersten Förderphase des MUT-Projekts mit den Akteuren aus der Praxis, der Kommune und dem Land zu diskutieren, fand am 20. Januar 2021 ein digitaler Erfahrungsaustausch statt. Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren neben dem Projektteam und den Pilot- sowie Kooperationspartnern des Projekts unter anderem das Bundesministerium für Gesundheit, VertreterInnen der KVBB und des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MSGIV).

Frau Friederike Botzenhardt, Leiterin des Referats 513 im Bundesgesundheitsministerium (BMG) stellte in dieser Runde die Initiative "Zukunftsregion Digitale Gesundheit" vor, die seit 2019 neben der Testung von digitalen Versorgungsangeboten auch Modellprojekte fördert, um Erkenntnisse über die Akzeptanz, Machbarkeit und Chancen von digitalen Versorgungsangeboten zu gewinnen. Eins der beiden laufenden Projekte dieser Initiative ist das MUT-Pilotprojekt.

Die Bilanz des Erfahrungsaustausches war durchweg positiv. So bewertete Frau Katrin Weinert, die Heimleitung des Pilot-Pflegeheims in Luckau das Projekt als "auf jeden Fall ... unterstützungswürdig". Zwei, der beteiligten ÄrztInnen, Frau Dr. Johanna Lemke und Herr Dr. Mario Barth, die unter Corona-Bedingungen einige Pflegevisiten per Videosprechstunde durchführen konnten, sehen in der Technik deutliche Fortschritte. Sie wollen dabeibleiben und weiter testen, denn die digitale Pflegevisite sei in etlichen Fällen möglich. Dazu seien in der Startphase zwar entsprechende Einweisungen, viele Gespräche mit PatientInnen und Pflegepersonal nötig gewesen, um rechtliche Fragen und Abläufe zu klären, aber dieser anfängliche Mehraufwand sei für die Akzeptanz unerlässlich. "Später fällt dann auch das Faxen von Medikamentenlisten hoffentlich noch aus", sagte Frau Dr. Lemke. Technisch ist der Zugang zum Pflegedokumentationssystem für die ÄrztInnen vom MUT-Projektteam bereits zur Verfügung gestellt worden und wird derzeit in den Praxisalltag integriert. Insgesamt betrachtet, könne die Telemedizin den direkten Besuch bei Patientinnen und Patienten in vielen Fällen natürlich nicht ersetzen, aber sie bedeute bei einfacheren Diagnosen eine spürbare Zeitersparnis. Der Wegfall von Fahrzeiten und eine schnellere Versorgung von mehr erreichten Patienten führt zu einer Verbesserung der Qualität der medizinischen Versorgung.

Mit MUT wurde "eine neue Tür für die Digitalisierung aufgeschlagen", sagte Gerald Lehmann, der Bürgermeister von Luckau. Er hoffe, so wie viele andere Redner der Veranstaltung, unter anderem auch Herr Alexander Erbert, der Sozialdezernent des Landkreises Oberspreewald-Lausitz, auf den nachhaltigen Erfolg der Telemedizin in den ländlichen Regionen. Deshalb, so betonte er, begleite sein Landkreis die Projektentwickler und -macher vor Ort "sehr gern". Er sehe den Bedarf für eine Fortführung und Ausweitung des Projekts. Mit Projekten wie MUT und dem "Pakt für Pflege" sei das Land Brandenburg bereits in der richtigen Richtung unterwegs.

Prof. Dr.-Ing. Thomas P. Zahn, Gesamtprojektleiter und Leiter des Forschungsinstituts der bbw Hochschule, ist überzeugt davon, dass dies erst der Anfang war. Um die Erfahrungen in weiteren Regionen nutzen zu können, werde vor allem eine wachsende moderne digitale Infrastruktur gebraucht - besonders in kleineren Ortschaften und Pflegeeinrichtungen. Wenn Internet und Technik vorhanden sind oder ältere Heime umgerüstet werden, so seine Überzeugung, könne Telemedizin den Pflegealltag erleichtern. Die während der Projektlaufzeit entwickelten Konzepte sollen deshalb künftig bundesweit ausgerollt werden. Er sagte, was heute noch eine Insellösung sei, könne vor allem deshalb die nötige Kraft für landes- und bundesweite Lösungen entwickeln, weil die regionalen Akteure in die Entwicklung dieser mit einbezogen waren. Hier wurde mit einer Vielzahl von Partnern vor Ort eine gemeinsame Idee entwickelt und umgesetzt.

Die enge Zusammenarbeit des Projektteams mit Land, Kommunen, Arztpraxen und Pflegeheimen war ausschlaggebend für den Erfolg des Projektes in seiner ersten Projektphase. Die konkreten Erfahrungen aller Beteiligten seien nun besonders wichtig für die Weiterentwicklung des Projekts. Um die im MUT-Projekt entwickelten Konzepte auf weitere Regionen zu übertragen, sei entscheidend, dass sich die richtigen Partner und Akteure finden, die "den Ball aufnehmen und weiterspielen".

Mehr Infos über das MUT-Projket finden Sie im Forschungsbericht der bbw Hochschule 2018-19: https://www.bbw-hochschule.de/media/de/bbw-forschungsbericht-2018-2019.pdf

Und hier finden Sie den Link zum MUT-Portal: www.mut-zdg.de

Nähere Informationen über die Forschungsaktivitäten und -projekte der bbw Hochschule: https://www.bbw-hochschule.de/forschung.html

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Ansprechpartner:in

Prof. Dr. Thomas Zahn
Prorektor Forschung, Prof. Data Science